Wir fordern einen kritischeren Umgang mit dem Dichter August Lämmle

Am 30. Januar 2023 jährt sich die Machtergreifung der Nationalsozialisten zum 90. Mal. Zu diesem Anlass möchte unser Vorstandsmitglied Dominic Allerborn, das auch Geschichtslehrer ist, einen kritischeren Umgang mit Personen anregen, die in Verbindung mit dem NS-Regime standen oder sogar mit ihm sympathisiert haben. Konkret geht es ihm dabei um eine Straße in Leutenbach in der Nähe der Schule, die nach dem Ludwigsburger Heimatdichter August Lämmle benannt ist. Wie der Historiker Peter Poguntke bei einer Forschungsarbeit zu Lämmle feststellte, war dieser nicht nur, wie bis dahin angenommen, Mitläufer während der NS-Zeit, sondern Verehrer und aktiver Unterstützer der Nazis. In einem Vorwort schrieb er beispielsweise: „Und da Gott den Mutigen hilft, gab er uns den Führer, den gläubigsten und mutigsten Mann in der Geschichte der Deutschen!“. Poguntke kam daher in seinem Gutachten zu dem Schluss, dass Lämmle zwar keine führende Rolle im Regime der Nationalsozialisten gespielt habe, aber Adolf Hitler verehrt und die NS-Zeit zum Positiven verklärt habe. Als Reaktion darauf wurden beispielsweise in Leonberg und einigen anderen Städten in der Region Straßen oder Schulen umbenannt oder das zumindest diskutiert.

Eine vergleichbare Diskussion fordert unser Mitglied Dominic Allerborn auch in Leutenbach und erklärt dazu: „Der 90. Jahrestag ruft die NS-Zeit wieder ins kollektive Gedächtnis der Gesellschaft. Zugleich muss konstatiert werden, dass vielerorts und auch in Leutenbach noch nicht hinreichend kritisch auf das Wirken einzelner Akteure zur NS-Zeit eingegangen wird.“ Der Geschichtslehrer fordert daher eine Debatte in der Gemeinde, wie man mit der Person August Lämmle umgehen sollte. „Mir persönlich geht es nicht darum August Lämmle zur Persona non grata zu erklären, sondern um die Frage, ob die Zivilgesellschaft Verehrer und Kollaborateure der Nationalsozialisten wirklich dadurch ehren möchte, dass Straßen, Plätze oder Schulen nach ihnen benannt werden“, ergänzt er.

Dominic Allerborn schlägt daher konkret eine Umbenennung der Straße oder einen Hinweis in Form einer Infotafel zu den NS-Verbindungen des Heimatdichters vor.